Auch wenn sich das Spiel eng an sein Videospiel-Vorbild hält, entschieden die Designer, dass sie eine Solo-Spielmöglichkeit hinzufügen möchten. Wie dieser Modus entstanden ist und was für den Designer Martin Montreuil besonders wichtig war, erfahrt ihr im unten übersetzten Artikel des Verlags No Loading.



Könnten Sie beschreiben, wie Sie vorgegangen sind, um die digitale Version von Gwent in eine physische Solo-Kartenspielversion zu übertragen?

Martin: Für uns war es wirklich wichtig, ein möglichst authentisches Erlebnis für Spieler zu schaffen, die Gwent in The Witcher 3: Wild Hunt lieben gelernt haben. Glücklicherweise war Gwent im Spiel bereits als vollwertiges Kartenspiel konzipiert – zudem als Spiel, das man alleine gegen den Computer spielt. Den Solo-Modus für die Tischversion zu entwerfen, erforderte daher keine grundlegende Überarbeitung – es genügte, einige Elemente so anzupassen, dass sie ohne Computer und ohne zweiten Spieler funktionieren.



Wie haben Sie entschieden, welche Anpassungen der Regeln und des Spielsystems vorgenommen werden sollten?

Martin: Viel nach dem Prinzip „Trial and Error“. Im Solo-Modus wollen wir die Anzahl der Entscheidungen minimieren, die der Spieler für den Gegner trifft, gleichzeitig das Spiel aber spannend und unterhaltsam halten. Mit diesem Ziel habe ich mich hingesetzt und Gwent gespielt, dabei die Regeln Stück für Stück verändert und beobachtet, wie sich das auf die Dynamik des Spiels auswirkt. Nach dem Vergleich aller möglichen Auswirkungen jeder Karte habe ich Anpassungen ausgewählt, die es Solo-Spielern ermöglichen, eine ähnliche Herausforderung zu erleben wie im klassischen Spiel gegen einen Gegner.

Zum Beispiel ist ein Schlüsselelement von Gwent der Überraschungsmoment, wenn der Gegner seinen nächsten Zug offenbart. Der Solo-Modus bewahrt dieses Element, indem bestimmte Karten erst am Ende der Runde aufgedeckt werden – wodurch eure Pläne durchkreuzt werden können (siehe Erklärung der Fähigkeiten und der Varianten der Anführer).



Was gefällt Ihnen am Spielen von Gwent im Solo-Modus?

Martin: Das Solo-Spiel war für mich der Einstieg von der Welt der Videospiele zu Brettspielen, daher habe ich eine besondere Schwäche dafür. Außerdem macht das Spielen allein die Spiele einfacher, weil ich sie jederzeit spielen kann, wenn ich Zeit und Lust habe. Gwent ist relativ schnell vorbereitet, also kann ich es rasch aufbauen und direkt loslegen.

Vor allem spiele ich im Solo-Modus in meinem eigenen Tempo. Ich kann mir Zeit nehmen, wann immer ich will. Ich genieße es, über Züge nachzudenken, alle meine Möglichkeiten zu analysieren und zu überlegen, was der Gegner machen könnte, ohne den Stress, jemanden aufzuhalten. Ich muss mich niemandem anpassen und kann mich ganz auf die Strategie konzentrieren. Es ist eine andere Art von Herausforderung. Man konkurriert nicht nur mit einem anderen Spieler, sondern versucht, das Spiel selbst zu meistern.



Haben Sie einen Tipp für Spieler, denen der Solo-Modus zu schwer erscheint?

Martin: Wenn es euch zu schwer vorkommt, ist das ein gutes Zeichen! Es bedeutet, dass ihr bei jeder Partie die Chance habt, etwas zu lernen. Nach jedem Spiel werdet ihr besser und eure Strategien durchdachter. Gwent hängt zudem manchmal auch vom Glück ab, also gebt nicht auf. Beim nächsten Mal könnt ihr ein besseres Blatt ziehen und gewinnen. Außerdem sind Gwent-Partien recht kurz, sodass ihr immer wieder spielen könnt und nach und nach merkt, dass sich euer Verhältnis von Niederlagen zu Siegen verbessert.



Was macht Gwent Ihrer Meinung nach zu einem so besonderen Spiel?

Martin: In letzter Zeit sehen wir oft, wie Brettspiele nach Videospielen entstehen und umgekehrt. The Witcher 3: Wild Hunt bildet da keine Ausnahme. Ich denke, Gwent kann als eigenständiges Spiel bestehen, weil es den Geist der Welt von The Witcher hervorragend einfängt. Wenn ihr diese Welt liebt, werdet ihr Gwent wahrscheinlich auch lieben.

Außerdem wird einem bei Gwent so schnell nicht langweilig. Dank der verschiedenen Fraktionen mit eigenen Stilen und Fähigkeiten ist das Spiel asymmetrisch und jede Partie anders. Es kommt darauf an, welche Fraktion ihr spielt und gegen wen. Und wenn wir ein Spiel mögen, wollen wir uns darin verbessern. Gwent versteht das und bietet jedes Mal neue Herausforderungen, die die Spieler motivieren, immer wieder zurückzukehren.



Übersetzt aus dem Online-Artikel: PEREZ, Arnaud. Designing Gwent Solo: An Interview with Martin Montreuil. Online. Verfügbar unter:
https://www.noloadinggames.com/blogs/news/designing-gwent-solo-mode?_kx=pJdLbQpMol5n1xf2cj9gKQiRtO1SSHwjj3tHqhgyxdA.Rp4e59. [cit. 2025-04-17].